Beim Holotropen Atmen handelt es sich um eine therapeutische Arbeit, die erfahrungsorientiert ist und unter Einsatz veränderter Bewusstseinszustände Zugang zum inneren „Heiler“, einer Art innerer Weisheitsinstanz, herstellt, die jedem zur Verfügung steht.
Die therapeutische Arbeit versteht sich hier in einem ganz wörtlichen Sinne von therapein, d.h. - dem Anderen in seiner Entwicklung „dienen“, und besteht in der Aktivierung der inneren Selbstheilungskräfte des Klienten ohne selbst therapeutisch deutend oder eingreifend zu wirken.
Die Aktivierung erfolgt mittels einer tieferen und beschleunigten Atmung.
In der Hyperventilation lassen sich Widerstände öffnen und nach Johannes Holler (vgl. 1991) können wir im EEG Theta- und Deltawellen sehen, die für eine Aktivierung der Selbstheilungskräfte stehen und auf visionäre Fähigkeiten hinweisen. Evokative Musik, die verstärkend wirkt ohne Inhalte zu suggerieren und eine Körperarbeit, die darauf ausgerichtet ist, vom Prozess nicht aufgelöste Blockaden zu bearbeiten, unterstützen den Atemprozess.
Unverarbeitete Elemente aus unserer Lebensgeschichte sind auf allen Ebenen des Seins: körperlich, geistig, emotional, spirituell erlebbar, kommen in Fluss und können heilen. Bisher blockierte Lebensenergie kann frei werden und häufig lösen sich damit zusammenhängende körperliche Beschwerden auf. Das jedem innewohnende kreative Potenzial, „das wahre Selbst sorgt für das pulsende innere Leben; es bewirkt die Spontaneität aller Gefühle, sei es Freude, Liebe, Ärger, Furcht oder Verzweiflung. Es ist außerdem die Quelle spontaner Interessen und Energien, die Fähigkeit zu wünschen und zu wollen, es ist jener Teil in uns, der sich ausdehnen, wachsen und selbst erfüllen will.“ (Horney 1975)
Im holotropen Bewusstseinszustand begeben wir uns in eine Trance, indem das innere Weisheitswesen mehr und mehr zum Handelnden wird und das Ich als Zeuge fungiert.
Wir können Erfahrungen aus unserer persönlichen Geschichte machen, unsere Geburt erleben, in kollektive Mythen eintauchen, uns mit Tieren oder anderen Wesenheiten identifizieren, in anderen Zeit und Kulturräumen reisen, starke körperliche Erfahrungen durchleben. Auf die eigene innere Intelligenz vertrauend, glauben wir, dass wir genau die Erfahrung bekommen, die uns in diesem Moment zu mehr Wachstum verhilft.
In der Hingabe an ein „Stirb- und Werden“ wächst das Leben über sich selbst hinaus und wird in seiner Verbundenheit mit allem erfahrbar.